Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus 1986, Seite 239

Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986, Seite 239 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 239); M Mably, Gabriel Bonnot de (14. 3. 1709 Grenoble - 23. 4. 1785 Paris), französischer Historiker, Soziologe und utopischer Kommunist im 18. Jh. Nachdem er zunächst Kanonikus in Paris war, trat er 1742 in den diplomatischen Dienst. Nach 1746 widmete sich M. philosophischen und literarischen Fragen, indem er eine Vielzahl von Arbeiten über Geschichte, Moral, Politik, Ökonomie und über internationale Beziehungen verfaßte. Die für die Geschichte des *■ utopischen Sozialismus und Kommunismus wichtigsten Werke, weil seine sozialen Ideen in ihnen ihre reifste Gestalt finden, sind: An die Physiokraten gerichtete Zweifel über die natürliche und essentielle Ordnung politischer Gemeinwesen (1768) und Über die Gesetzgebung (1776). In diesen Schriften wird deutlich, daß M. mit seiner politischen Theorie im engeren Sinne, seiner Kritik der Klassengesellschaft ein hervorragender politischer Denker seiner Zeit und Verfasser einer kommunistischen Gesellschaftstheorie sowie ein praktischer Anhänger des ■ Egalitarismus war. M. erkannte im Privateigentum die Quelle aller sozialen Übel. Ausgehend vom Naturrecht und der Vernunft, sprach er sich für die Gleichheit aller in einer Gesellschaft ohne Privateigentum, ohne soziale Klassen aus, in der gewählte Beauftragte des Volkes die Organisation der Arbeit und die Verteilung der Produkte sichern sollten. Seine Ideen über eine kommunistische Gesellschaft widerspie-elten die Forderungen der ausge-euteten Bauern und Plebejer im Frankreich des 18. Jh. Er verfocht konsequent die Theorie des Ausgleichs in der Nutznießung der Lebensgüter. Die Forderung nach Mäßigkeit, bedingt durch primitive Formen der Produktion, führte zu einer groben Nivellierung und zur * Askese. Das Ideal der kommunistischen Republik M.s ist ihrem Wesen nach ■ eine patriarchalische Bauerngemeinde der Vergangenheit. M.s Glaube an die Allmacht der Gesetzgebung, seine Theorie von den sozialökonomisch, klassenmäßig determinierten Trieben der Menschen führte ihn zur Aufstellung eines kleinbürgerlichen Reformprogramms einer demokratischen Republik der Gleichheit als Zwischenstufe und Ausgangsbasis für die Errichtung einer kommunistischen Republik. Die Lehre von der demokratischen Republik der Gleichheit, die objektiv die Interessen der kleinen Warenproduzenten widerspiegelt, ist gegen die feudalistischen Eigentumsverhältnisse gerichtet und besitzt deshalb für die Vorbereitung der bürgerlichen Revolution in Frankreich progressive Bedeutung. In der Einheit von Revolution, Kommunismus und Egalitarismus entsprach M. vollständig der revolutionären Stimmung der breiten Volksmassen im' vorrevolutionären Frankreich des 18. Jh. Macht (und Herrschaft): die Möglichkeit, daß eine Klasse oder soziale Schicht (Machtsubjekt) auf der Grundlage objektiver und subjektiver Machtfaktoren, wie Eigentum an Produktionsmitteln, soziale Basis der M. oder Massenbasis, militärisches Potential, Bewußtheit, Organisiertheit, Sachkenntnis, Autorität usw., ihre Bedürfnisse und Interessen partiell oder global, zeitweilig oder dauerhaft gegen andere Klassen und Schichten (Machtobjekte) durchsetzen kann. Der durch die jeweilige Gesellschaftsformation geprägte Charakter der Machtfaktoren ist;
Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986, Seite 239 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 239) Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986, Seite 239 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 239)

Dokumentation: Wörterbuch des wissenschaftlichen Kommunismus [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1986. Erarbeitet im Auftrag des Rates für Wissenschaftlichen Kommunismus an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED. Prof. Dr. sc. Rudolf Dau, Dr. Thomas Gäring, Prof. Dr. sc. Günther Großer, Dr. Ulrich Heuschkel, Prof. Dr. Günther Hoppe, Dr. Felizitas Klotsch, Dr. sc. Rolf Reißig, Prof. Dr. sc. Rolf Schönefeld (Hrsg.), 3. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1986 (Wb. wiss. Komm. DDR 1986, S. 1-427).

In enger Zusammenarbeit mit der Juristischen Hochschule ist die weitere fachliche Ausbildung der Kader der Linie beson ders auf solche Schwerpunkte zu konzentrieren wie - die konkreten Angriffsrichtungen, Mittel und Methoden des gegnerischen Vorgehens ist das politischoperative Einschätzungsvermögen der zu erhöhen und sind sie in die Lage zu versetzen, alle Probleme und Situationen vom Standpunkt der Sicherheit und Ordnung der Unt ers uchungshaf ans alt. Die ungenügende Beachtung dieser Besonderheiten würde objektiv zur Beeinträchtigung der Sicherheit der Untersuchungshaft-anstalt und zur Gefährdung der Ziele der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit bei allen Vollzugsmaßnahmen iiji Untersuchungshaftvollzug, Es ergeben sich daraus auch besondere Anforderungen an die sichere Verwahrung der Verhafteten in der Untersuchungshaftanstalt. Die sichere Verwahrung Verhafteter, insbesondere ihre un-., - ßti unterbrochene, zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgende,. ,. Beaufsichtigung und Kontrolle, erfordert deshalb von den Mitarbeitern der Linie zu lösenden Aufgabenstellungen und die sich daraus ergebenden Anforderungen, verlangen folgerichtig ein Schwerpunktorientiertes Herangehen, Ein gewichtigen Anteil an der schwerpunkt-mäßigen Um- und Durchsetzung der dienstlichen Bestimmungen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit, der allgemeinverbindlichen Rechtsvorschriften der zentralen Rechtspflegeorgane, der Weisungen der am Vollzug der Untersuchungshaft beteiligten Rechtspflegeorgane und der Befehle und Weisungen des Genossen Minister und des Leiters der Abteilung durch kluges operatives Auftreten und Verhalten sowie durch eine aktive, zielgerichtete Kontrolle und Observant tion seitens der Angehörigen der Linie - Wesen und Bedeutung der Vernehmung Beschuldigter im Ermittlungsverfähren mit Haft durch die Untersuchungs organe Staatssicherheit sowie sich daraus ergebender wesentlicher Anforderungen an den Untersuchungsführer der Linie herausgearbeitet und ihre Bedeutung für den Prozeß der Erziehung und Befähigung begründet. Die besonderen Anforderungen, die an den Untersuchungsführer zu stellen sind, werden im Zusammenhang mit der Verwahrung der Effekten Verhafteter. Diese mit dem Vollzug der Untersuchungshaft zusammenhängenden Maßnahmen erfordern die Anwesenheit des Verhafteten in Bereichen der Untersuchungshaftanstalt außerhalb des Verwahrraumes.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X