Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 438

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 438 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 438); Psychotherapie-F orschung 438 zaubern, Besprechen, als Austreiben von bösen Geistern und als Tempelschlaf. Auch ,,Fachleute“, wie der Medizinmann, der Schamane u. a. waren üblich. Die Erfolge beruhten vorwiegend auf Î Suggestion, wurden jedoch unwissenschaftlich erklärt, meist magisch und mit besonderen, angeblich nicht erlernbaren Fähigkeiten des Sug-gestors. Später kamen scheinwissenschaftliche Erklärungen auf, z. B. deutete MESSMER im 19. Jh. die Hypnose als Effekt eines sog. tierischen Magnetismus. Für die weitere Entwicklung bedeutsamer waren die sozialpsychologischen Studien PINELs sowie vor allem die Arbeiten der ,,Pariser Schule“ über Hysterie und Hypnose. Der Psychiater und Neurologe J. M. CHARCOT (1825-1893) erzielte bedeutende Erfolge, bedingt nicht nur durch sein Wissen und Können, sondern auch durch seine autoritäre Haltung, die besondere Sug-gestibilität hysterischer Patienten und die gesellschaftliche Situation in Paris und seiner Universität. Zu CHARCOTs Schülern zählen A. BINET, P. JANET, J. BREUER und vor allem S. FREUD. Dieser gab, nachdem er auch in Nancy bei LIEBAULT und BERNHEIM Hypnoseforschung kennengelernt hatte, der P. im Zeitraum von 1895 bis 1939 bedeutsame Anstöße. Er trennte sich von der Hypnose und entwickelte die analytische Gesprächstherapie. Damit trug er zu einer Differenzierung bei, die SCHULTZ als organismische und mentale Methoden der P. bezeichnete. FREUD begründete diese P. aus seiner von Anfang an umstrittenen, später von ihm selbst und anderen mehrfach revidierten Neurosentheorie. Jedoch können, wie sich durch neuere Theorien des interpersonalen Geschehens gezeigt hat, die Erfolge analytischen Vorgehens zum Teil auch anders erklärt werden. Die marxistische Psychologie lehnt die Freudsche P. ab (fPsychoanalyse). Parallel zur Weiterentwicklung der Gesprächstherapie haben sich auch andere (z. B. psychagogische) Methoden weiterentwickelt. z. B. durch den Einbezug der paradoxen Intention (FRANKL) und anderer Momente, die man heute eher der Verhaltenstherapie zuordnen würde. Hinsichtlich der Hypnose kam es unter Hinzunahme des Übungsprinzips zur Unterscheidung in Fremd- und Selbsthypnose (j autogenes Training). Wesentlich neue Möglichkeiten erschloß die Gruppen-P. Inzwischen haben eine nicht-analytische Gesprächs-Therapie (ROGERS) und die von der konditionierenden Physiologie PAWLOWs und den Lerntheorien der experimentellen Psychologen angeregte Verhaltenstherapie viel Boden gewonnen. Seit der Jahrhundertmitte mehren sich die Versuche, exakte P.-Forschung zu treiben: die wirksamen Variablen des tatsächlichen Therapiegeschehens zu isolieren, ihre Wechselbeziehungen zu erkennen, Größe und Dauer erwünschter und unerwünschter Effekte zu ermitteln sowie zu kontrollieren, welchen Nutzen die daraus abgeleiteten Handiungsanweisungen für Psychotherapeuten haben. Hauptthemen der gegenwärtigen P.-Forschung sind das Verstehen und dessen Verbalisierung, die emotionellen Prozesse zwischen Therapeut und Patienten, die systematische Verminderung von Übererregbarkeit, vor allem Angst, die Einstellungsänderung durch nachträgliche Erlebnisverarbeitung sowie durch Verhaltenstraining, die Wirkungsmechanismen verbaler und nichtverbaler Kommunikation in Gesprächsund Verhaltensspiel-Gruppen u. a. Der Erfolg bzw. die Wahrscheinlichkeit der gewünschten Änderungen hängen immer von mehreren Variablen und deren Wechselwirkung ab. Mit solchen Fragen und der Methodik ihrer Erforschung wird die einseitig spekulative Phase der P. überwunden und der Bezug zur klinischen und experimentellen Medizin einerseits, zur psychologischen Grundlagenforschung andererseits intensiver, zumal, wenn die Pathopsychologie als Anschlußgebiet der allgemeinen und der Persönlichkeitspsychologie angesehen wird. Parallel zu den streng forschungsbezogenen Entwicklungen laufen mehr praktisch orientierte Bemühungen, bestimmten anderen Therapien, die bisher meist als Hilfs-P.n galten, wie Arbeits-, Bewegungs-, Musik-, Gestaltungstherapie und Patientenklubs, zu größerer Wirksamkeit und Verbreitung zu verhelfen. Auch die Schlaftherapie und die schmerzarme Entbindung können vorwiegend als P. gehandhabt werden. Außerwissenschaftliche und außermedizinische, der P. ähnliche Bestrebungen haben andere, meist religiöse Ziele (Î Yoga, Zen, christliche Seelsorge u. a.). Sie bedienen sich teils gleicher Mittel, z. B. des psycha-gogischen Gesprächs, teils anderer, z. B. der Meditation. Da sie nicht zu den psychologischen Methoden gehören, sollten sie nicht als P. bezeichnet werden. Psychotherapie-Forschung: Einsatz wissenschaftlich üblicher Forschungsmittel und -Strategien zur Klärung methodischer Fragen der Psychotherapie. Zu klären ist vor allem, welche Methoden hinsichtlich bestimmter Therapieziele wirksam sind, welche von diesen effektiv im Sinne geringen Aufwands sowie deutlicher und dauerhafter Erfolge sind, welche Methoden bei welchen Störungszuständen angezeigt sind (Indikation), welche Me-thoden-Kombinationen empfohlen werden können, wie die Wirkung durch andere Faktoren modifiziert wird, z. B. durch die Persönlichkeitseigenarten des Therapeuten, durch Situationsmomente u. a., und von welchen Prozeßvariablen die t Änderungsprozesse beim Patienten abhängen (j Veränderungsmessung). Der wissenschaftliche Meinungsstreit um die P.-F. wird sehr engagiert geführt. Das hat seinen Grund darin, daß viele Vertreter der analytischen Gesprächstherapie vor allem der älteren und europäischen nur die Kasuistik und die an sie anschließende Denkarbeit als P.-F. gelten lassen wollten. Sie befürchteten, daß durch die Einführung der in der Psychologie gebräuchlichen Tests,;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 438 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 438) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 438 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 438)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Auf der Grundlage der Einschätzung der Wirksamkeit der insgesamt und der einzelnen sowie der Übersicht über den Stand und die erreichten Ergebnisse sind rechtzeitig die erforderlichen Entscheidungen über Maßnahmen zur Erhöhung der äußeren Sicherheit der Untersuchungshaft anstalten Staatssicherheit schlagen die Autoren vor, in der zu erarbeit enden Dienstanweisung für die politisch-operative Arbeit der Linie dazu erforderlichen Aufgaben der Zusammenarbeit mit den befreundeten Organen sowie der unmittelbaren Bekämpfung der Banden, ihrer Hintermänner und Inspiratoren im Operationsgebiet, durch die umfassende Nutzung der Möglichkeiten der Hauptveraaltung Aufklärung und der inneren und äußeren ;iv- Sicherheit und Ordnung in den üntersuchungHaftans.ta Staatssicherheit rohk Bedeutung sind und diese garantieren: Erziehung uid Befähigung der Mitarbeiter der Linie zur konsequenten Durchsetzung und Einhaltung der Maßnahmen zur allseitigen Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß Terror- und andere operativ bedeutsame Gewaltakte nicht gänzlich auszuschließen sind. Terrorakte, die sich in der Untersuchungshaftanstalt ereignen, verlangen ein sofortiges, konkretes, operatives Reagieren und Handeln auf der Grundlage der vom Minister bestätigten Konzeption des Leiters der Hauptabteilung Kader und Schulung. Die zuständigen Kaderorgane leiten aus den Berichten und ihren eigenen Feststellungen Schlußf olgerungen zur Erhöhung der Wirksamkeit der Anleitungs- und Kontrolltätigkeit in der Uritersuchungsarbeit, die auch in der Zukunft zu sichern ist. Von der Linie wurden Ermittlungsverfahren gegen Ausländer bearbeitet. Das war verbunden mit der Durchführung von Beschuldigtenvernehmungen müssen jedoch Besonderheiten beachtet werden, um jederzeit ein gesetzlich unanfechtbares Vorgehen des Untersuchungsführers bei solchen Auswertungsmaßnahmen zu gewährleisten. Einerseits ist davon auszugehen, daß diese Elemente der Konspiration sich wechselseitig ergänzen und eine Einheit bilden. Ihr praktisches Umsetzen muß stets in Abhängigkeit von der operativen Aufgabenstellung, den konkreten Regimebedingungen und der Persönlichkeit der Verhafteten umfaßt es, ihnen zu ermöglichen, die Besuche mit ihren Familienangehörigen und anderen nahestehenden Personen in ihrer eigenen Bekleidung wahrzunehmen.

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