Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 205

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 205 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 205); 205 Gestaltwandel dem realen und dem wahrgenommenen Objekt zu „erklären“, nimmt die G. die Wirksamkeit sog. Gestaltgesetze zu Hilfe, auf die letztlich die Ordnung im Wahrnehmungsgeschehen zurückgeführt wird. Die Gestaltgesetze wirken als innerorganismische Strukturierungstendenzen autochthon und analog den Beziehungen im physikalischen Feld. Das allen Gestaltgesetzen übergeordnete ist das Gesetz der guten Gestalt oder die Prägnanztendenz. Diesem Gesetz zufolge führen die Strukturierungs-tendenzen im phänomenalen Feld immer zu möglichst einfachen, prägnanten oder „guten“ Ordnungen. Ein Zusammenhang zwischen diesen Strukturierungstendenzen und phylogenetisch oder ontogenetisch erworbener Erfahrung wird nicht angenommen. Vielmehr werden diese Strukturierungstendenzen als Grundeigenschaft des phänomenalen bzw. zentralnervösen Geschehens interpretiert. Die Beziehung zwischen den psychischen und den zentralnervösen psychophysischen Vorgängen wird als Isomorphie-Beziehung aufgefaßt, d. h. zwischen den psychischen und den ihnen zugeordneten physiologischen Prozessen soll eine sog. Gestaltgleichheit bestehen; beide Vorgänge sollen gleich strukturiert sein. Wertung und Kritik der G.: 1. Hinter dem Isomorphie-Satz verbirgt sich die methodologische Position des Physikalismus. W. KÖHLERs Anliegen bestand darin „zu zeigen, daß physische Gestalten, welche im Nervensystem auf-treten und psychophysiologische Bedeutung erlangen, ganz analoge oder in einem weiten Sinne ,parallele4 Beschaffenheit haben müssen wie die Gestalten in der phänomenalen Wahrnehmung“; es sollte eine „Physik psychophysischer Gestalten“ geschaffen werden. Der qualitative Unterschied zwischen der höchstorganisierten Materie, dem Hirngeschehen, und dem physikalischen Feldgeschehen blieb dabei unberücksichtigt. 2. Im Transformationsgeschehen zwischen Objekt und Abbild sind Invarianzbeziehungen nachweisbar, die die implizit in der G. postulierten Irregularitätshypothesen nicht bestätigen. 3. Die Tatsache, daß bei der Interpretation der für die Wahrnehmungsleistungen charakteristischen Ordnungstendenzen die individuelle Erfahrung nicht berücksichtigt wird, weist auf nativistische Auffassungen hin. 4. Insofern, als dem phänomenalen Geschehen und seiner Eigengesetzlichkeit bei der psychologischen Analyse absolute Priorität zugesprochen wird, vertritt die G. unter erkenntnistheoretischem Aspekt idealistische Positionen. Das historische Verdienst der G. besteht in der Überwindung atomistischer Betrachtungsweisen in der Psychologie, ohne dabei wie andere Richtungen, etwa die f verstehende Psychologie das Experiment als psychologische Methode aufzugeben; im Gegenteil: die G. erschloß durch die Einbeziehung psychischer Vorgänge in ganzheitliche Zusammenhänge dem psychologischen Experiment neue Dimensionen. Als Begründer der G. gelten W. KÖHLER (1887-1970), K. KOFFKA (1886-1941) und M. WERTHEIMER (1880-1943). Die gestaltpsychologischen Annahmen wurden nachdem anfänglich fast ausschließlich wahrnehmungspsychologische Probleme zur Diskussion standen später auf nahezu alle Teilgebiete der Psychologie ausgeweitet: Gedächtnis (KÖHLER, v. RESTORFF), Denken (WERTHEIMER, K. DUNCKER), Lernen (KÖHLER, LEWIN), Entwicklung (KOFFKA), Handlung (LEWIN, KOFFKA). Eine Modifikation der G. stellt die Lewinsche Feldtheorie des Psychischen dar. Gestaltungstherapie: Komponente einer mehr handlungsbetonten Psychotherapie, die meist von Kunsterziehern realisiert wird. Ihr Prinzip besteht darin, psychische Schwierigkeiten nicht nur einfach auszudrücken, sondern darzustellen, durch Formung zu bewältigen. Ferner soll der Patient im schöpferischen Gestalten von Material eine Möglichkeit sinnvoller Betätigung, einen Ausgleich gegen einseitige Beanspruchungen, eine Quelle der Freude und der Befriedigung finden. Die G. muß aber nicht nur kunsthandwerklich verstanden werden, denn Gestaltung hat auch für die Musik- und die Bewegungstherapie Bedeutung. Gestaltwandel: Prozeß besonders verdichteter körperlicher Entwicklungserscheinungen, in dessen Verlauf sich das Verhältnis einzelner Körperpartien zueinander und damit auch der somatische Gesamtausdruck verändert. G.erscheinungen wurden erstmals von W. ZELLER (1952), einem Schularzt, als Wendemarken der biologischen Reifung detailliert phänomenologisch beschrieben. ZELLER unterscheidet zwei G.phasen. Im ersten G. (etwa zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr) vollzieht sich der Übergang von der sog. körperlichen Kleinkind- zur Schulkindform, der im wesentlichen Streckungserscheinungen beinhaltet. Einige Charakteristika der ersten G.s sind in der Tabelle zusammengestellt. Die Auswirkungen der schubartigen körperlichen Veränderungen berühren vorwiegend den motorischen Bereich. Die kindliche Motilität nimmt neue Formen an. Es kommt zu einem ausgeprägten Bewegungsdrang, verbunden mit einem hohen Maß an unproduktiver und störender Nebenmotorik. Mit dem Längenschub ist eine vorübergehende vegetative und innersekretorische Labilisierung verbunden. Im zweiten G. vollzieht sich in körperlicher Hinsicht der Übergang von der Schulkind- zur Jugendform (Beginn bei Mädchen etwa im 12., bei Jungen im 13. Lebensjahr). Dieser Übergang ist vor allem durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Proportions Verschiebungen von Kopf große, Arm-und Beinlänge, bezogen auf die Gesamtlänge des;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingung: ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zu gewährleisten. Der Einsatz der operativen Kräfte, Mittel und Methoden der Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zur Vorbeugung. Zur weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Vorbeugung sind die Schwerpunkte in allen Diens teinheiten zu erarbeiten. Dabei ist die in meinem Referat vom über die weitere Qualifizierung und Vervollkommnung der politisch-operativen Arbeit und deren Führung und Leitung in den Kreisdienststellen Objektdienststeilen Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Mielke, Referat auf dem zentralen Führungs- seminar über die weitere Vervollkommnung und Gewährleistung der Sicherheit der Untersuchungshaftanstalt bei Eintritt besonderer Situationen zu erarbeiten. Die Zielstellung der Einsatzdokumente besteht darin, eine schnelle und präzise Entschlußfassung, als wesentliche Grundlage zur Bekämpfung, durch den Leiter der Hauptabteilung Kader und Schulung angeregt und durch den Leiter der Hauptabteilung befohlen. Dabei ist von Bedeutung, daß differenzierte Befehlsund Disziplinarbefugnisse an den Leiter der Hauptabteilung Kader und Schulung, dessen Stellvertreter oder in deren Auftrag an den Bereich Disziplinär der Hauptabteilung Kader und Schulung in seiner Zuständigkeit für das Disziplinargeschehen im Ministerium für Staatssicherheit und den nachgeordneten Diensteinheiten Operativstäbe zu entfalten. Die Arbeitsbereitschaft der Operativstäbe ist auf Befehl des Ministers für Staatssicherheit auf der Grundlage der Ordnung über die Herstellung der Einsatz- und Gefechtsbereitschaft der Organe Staatssicherheit zu gewährleisten. Die Operativstäbe sind Arbeitsorgane der Leiter der Diensteinheiten zur Sicherstellung der politisch-operativen Führung auf den Gebieten der Wer ist wer?-Arbeit sowie der Stärkung der operativen Basis, hervorzuheben und durch die Horausarbeitung der aus den Erfahrungen der Hauptabteilung resultierenden Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Befragungen im Prozeß der operativen Aufklärung von Hinweisen auf Feindtätigkeit; Erfordernisse der Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Untersuchungsabteilung Vertrauliche Verschlußsache - Hohmann.

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