Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1960, Seite 742

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 742 (NJ DDR 1960, S. 742); Die Richtlinie für die Arbeit der neuen Konfliktkommissionen vom 4. April 1960 (GBl I S. 347) orientiert die Konfliktkommissionen auf die Unterstützung des Prozesses der Entwicklung zum sozialistischen Menschen, den eine neue Disziplin auszeichnet, nämlich: „die freiwillige bewußte Disziplin der Gemeinschaft freier, gleichberechtigter Menschen, die ihre Kräfte rationell, ohne unproduktives, egoistisches Gegeneinander für die schnelle Erreichung des gemeinsam gesteckten Zieles einsetzen.“4 Um diese Aufgaben lösen zu können, müssen die Konfliktkommissionen planmäßig vorbeugende Erziehungsarbeit leisten und nicht nur Einzelfälle bzw. bestimmte Gruppen von Einzelfällen entscheiden. Die vorliegenden Beispiele beweisen, daß sich die Konfliktkommissionen noch zu oft ausschließlich mit arbeitsrechtlichen Streitigkeiten oder mit Verletzungen der Strafgesetze beschäftigen, ohne jedoch den Zusammenhang zwischen Einzelfall und betrieblicher Gesamtsituation zu erkennen. Verletzungen von Strafgesetzen im Betrieb bilden gleichzeitig fast immer Verletzungen der Arbeitsdisziplin; diese Zusammenhänge müssen erklärt werden. Die Konfliktkommission des Niederschachtofenwerkes Calbe ist dafür beispielgebend. Sie hat es verstanden, die Brigaden und andere Arbeitskollektive in ihre Tätigkeit einzubeziehen. Darin liegen die Erfolge ihrer Arbeit begründet. Die Konfliktkommission sieht es als ihre Hauptaufgabe an, in den Gewerkschaftsgruppen eine kritische Atmosphäre gegen schlechte Arbeitsmoral zu schaffen. Sie legt auch das Schwergewicht ihrer Tätigkeit auf die Behandlung von Streitfällen, mit denen die Gewerkschaftsgruppen allein nicht fertig werden. Aufgabe der Konfliktkommissionen ist es, zu erziehen und nicht zu bestrafen. Dies wird unterstrichen durch die Worte eines Arbeiters aus dem VEB Kaliwerk Bernburg: „Zunächst dachte ich, die neuen Konfliktkommissionen sollen ein Betriebsgericht. oder so etwas Ähnliches werden, xlas uns gleich an Ort und Stelle bestraft. Jetzt weiß ich, daß uns die Konfliktkommission helfen will, Mängel in unseren Köpfen und bei der Arbeit zu beseitigen. Sie wird auch den Leitungskräften Hinweise geben, wie sie besser arbeiten müssen.“ Grundsätze für die Beratung über Verletzungen von Strafgesetzen Die Beratung über geringfügige Verletzungen der Strafgesetze ist nur eine Seite der Tätigkeit der Konfliktkommissionen. Das muß einleitend in diesem Zusammenhang nochmals betont werden, um allen falschen Vorstellungen von den Konfliktkommissionen als kleinen Strafgerichten von vornherein zu begegnen. In der Programmatischen Erklärung des Staatsrates heißt es u. a.: „In der Deutschen Demokratischen Republik hat sich die sozialistische Gesellschaftsordnung weiter gefestigt. In steigendem Maße werden die Reste des egoistischen menschenfeindlichen Denkens und Handelns aus der kapitalistischen Zeit überwunden, und es entwickeln sich neue, sozialistische Beziehungen der Menschen. Durch diese Entwicklung wird dem Verbrechen und Vergehen gegen die Gesetze immer mehr der Boden entzogen und die bewußte Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit gefördert.“5 Diese Ausführungen haben grundsätzliche Bedeutung für die Tätigkeit der Justizorgane im Kampf um die 4 Programmatische Erklärung des Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht, vor der Volkskammer am 4. Oktober 1960, ND vom 5. Oktober 1960, Ausg. B, S. S. 6 a, a. O, Überwindung der Kriminalität. Sie bestätigen die Richtigkeit der Feststellungen in der Gemeinsamen Direktive vom 9. September 1960, wo u. a. gesagt wird, daß mit der Übertragung von Entscheidungen über geringfügige Verletzungen der Strafgesetze auf die Konfliktkommissionen eine prinzipiell neue Etappe im Kampf gegen die Kriminalität und in der Strafpolitik beginnt. Die Richtlinie für die Arbeit der neuen Konfliktkommissionen gibt bewußt nur eine beispielhafte Aufzählung von Handlungen, die wegen ihres geringen Grades der Gesellschaftsgefährlichkeit nicht gerichtlich verfolgt werden müssen. Die Praxis hat bestätigt, daß es keine starren Abgrenzungskriterien geben kann. Neben Eigentumsdelikten, leichten Körperverletzungen, Arbeitsschutzverstößen wurden auch Verletzungen der Unterhaltspflicht, des innerdeutschen Zahlungsverkehrs, der Jugendschutzverordnung, der Straßenverkehrsordnung, Beleidigungen u. a. behandelt. Durch die Konfliktkommissionen können alle geringfügigen Verletzungen der Strafgesetze behandelt werden. Im Betrieb begangene oder mit dem Betriebsgeschehen unmittelbar im Zusammenhang stehende Verletzungen der Strafgesetze stehen im Vordergrund. Die Zuständigkeit der Konfliktkommissionen ist jedoch nicht darauf zu beschränken. Beispiele beweisen, daß die Konfliktkommissionen sich durchaus auch erfolgreich mit leichten Straftaten beschäftigt haben, die in der Freizeit außerhalb des Betriebes begangen worden sind. Gegenwärtig bestehen in den Betrieben meist bessere erzieherische Möglichkeiten als im Wohngebiet. Entscheidend für die Abgrenzung der Zuständigkeit ist, wie in der Gemeinsamen Direktive hervorgehoben wird, die Frage: Reichen Maßnahmen der gesellschaftlichen Erziehung durch die Konfliktkommissionen (durch die Gewerkschaftsgruppe, durch das Kollektiv der Brigade) unter Berücksichtigung der Gesellschaftsgefährlichkeit der Tat aus? Kann ohne Anwendung staatlicher Zwangsmaßnahmen, allein durch den Einfluß des Kollektivs eine ausreichende erzieherische Einwirkung auf den Betroffenen und auf das gesamte Kollektiv zur Gewährleistung der sozialistischen Gesetzlichkeit gesichert werden? In der Regel wird, abgesehen von der Schwere des durch eine Straftat hervorgerufenen Schadens, eine Beratung der Konfliktkommission dann nicht ausreichen, wenn der Täter nicht geständig ist und ein komplizierter Sachverhalt vorliegt. Ähnliches gilt für den Fall des Verdachtes auf weitere Straftaten. Hat sich die Konfliktkommission oder sogar das Gericht bereits mit Rechtsverletzungen des Betroffenen beschäftigen müssen, so dürften oft außergerichtliche Maßnahmen nicht ausreichen. Feststellungen von kleineren Diebstählen bei Taschenkontrollen am Werktor beispielsweise müssen immer Anlaß sein, zunächst zu prüfen, ob tatsächlich nur eine einmalige Verletzung der Strafgesetze vorliegt. Sind Eigentumsverletzungen in einem Betrieb relativ häufig, kann es notwendig sein, einen der Täter oder auch mehrere vor Gericht zu stellen, selbst wenn der Schaden im Einzelfall gering ist. Die Konfliktkommissionen sind keine Untersuchungsorgane. Ihre Aufgabe ist es nicht, polizeiliche Ermittlungen zu führen oder Aufgaben betrieblicher Kontroll-abteilungen zu übernehmen. Falsche Vorstellungen kommen hier bei einigen Handelsfunktionären zum Ausdruck, die meinen, es sei Sache der Konfliktkommissionen, alle Inventurdifferenzen zu untersuchen. Die Konfliktkommissionen haben sich mit festgestellten Rechts- oder Moralverletzungen auseinanderzusetzen, nicht aber im Sinne einer betrieblichen Kontrollabtei-lung beispielsweise Inventurfehlbeträge zu ermitteln. Mit Erfolg haben Konfliktkommissionen nicht nur im VEB Niederschachtofenwerk Calbe über Kranken- 742;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 742 (NJ DDR 1960, S. 742) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 742 (NJ DDR 1960, S. 742)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1960. Die Zeitschrift Neue Justiz im 14. Jahrgang 1960 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1960 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1960 auf Seite 844. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 14. Jahrgang 1960 (NJ DDR 1960, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.14.1960, S. 1-844).

Die Anforderungen an die Beweisführung bei der Untersuchung von Grenzverletzungen provokatorischen Charakters durch bestimmte Täter aus der insbesondere unter dem Aspekt der offensiven Nutzung der erzielten Untersuchungsergebnisse Potsdam, Ouristische Hochscht Diplomarbeit Vertrauliche Verschlußsache - Oagusch, Knappe, Die Anforderungen an die Beweisführung bei der Untersuchung von Grenzverletzungen provokatorischen Charakters durch bestimmte Täter aus der insbesondere unter dem Aspekt der Offizialisierung von inoffiziellen Beweismitteln bei der Bearbeitung und beim Abschluß operativer Materialien Vertrauliche Verschlußsache - Meinhold Ausgewählte Probleme der weiteren Qualifizierung der Zusammenarbeit der Abteilung mit anderen operativen Diensteinheiten im Prozeß der Untersuchung politisch-operativ bedeutsamer Vorkommnisse mit bekannten tatverdächtigen Personen bei Versuchen von Bürgern der zur Erreichung ihrer Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin, auf Familienzusammenführung und Eheschließung mit Bürgern nichtsozialistischer Staaten und Westberlins sowie auf Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR. Sie sind in der Regel typisch für Täter, die politisch-operativ bedeutsame Straftaten der allgemeinen Kriminalität begehen. Die hat auch Einfluß auf die Begehungsweise und Auswirkungen der Straftat. Sie ist zugleich eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Untersuchungsmethoden. Unter Beachtung der konkreten politisch-operativen Lage im Ver antwortungsbereich, aller objektiven undsubjektiven Umstände der begangenen Straftat, ihrer Ursachen und Bedingungen konsequent, systematisch und planvoll einzuengen sowie noch effektiver zu beseitigen, zu neutralisieren bzw, in ihrer Wirksamkeit einzuschränken. Die Forderung nach sofortiger und völliger Ausräumung oder Beseitigung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen von Bürgern der unter den äußeren und inneren Existenzbedingungen der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Das Wirken des imperialistischen Herrschaftssystems als soziale Ursache für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Aktivitäten, die Stimmung der Bevölkerung, gravierende Vorkommnisse in Schwerpunktberoichcn in Kenntnis gesetzt werden sowie Vorschläge, zur Unterstützung offensiven Politik von Partei und Regierung ira Rahmen der vorbeugenden Bekämpfung von Personenzusaramen-schlüessn unter dem Deckmantel der Ergebnisse des zur Durchsetzung konterrevolutionärer Ziele zu leisten.

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